EXIF-Daten für manuelle Objektive

Ein Problem bei manuellen Objektiven mit der Pentax K10D ist, dass zum einen die Objektivbezeichnung und zum anderen die Blende nicht in den EXIF-Daten steht. Also habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, mit der ich später noch feststellen kann, welches Objektiv und welche Blende ich verwendet habe. Dieses Verfahren, dass sich wahrscheinlich auch auf andere Kameras übertragen lässt, wird in dem folgenden Artikel vorgestellt.

Die Grundidee

Die Grundidee besteht darin, sich anhand irgendwelcher Einstellungen an der Kamera die Blende und das Objektiv in den EXIF-Daten zu merken. Am besten wäre es, wenn es freie Kommentare gäbe, die in die EXIF-Daten geschrieben werden. Diese gibt es jedoch an der K10D nicht und wenn es sie gäbe, wären sie wahrscheinlich ohne Tastatur zu aufwendig einzugeben. Die benötigten Einstellungen müssen folgende Eigenschaften haben:

  • wenig Auswirkungen auf das Bildergebnis.
  • in den EXIF-Daten eingetragen werden.
  • eine große Wertmenge bieten, weil ja viele Blendeneinstellungen eingestellt werden müssen.
  • möglichst einfach einzustellen.

Die Einstellung

Nach einigem Experimentieren habe ich mich für folgendes Verfahren entschieden:

Da ich in ausschließlich RAW fotografiere, haben die Einstellungen

  • Farbsättgung
  • Schärfe
  • Kontrast

im Menü Aufn. Modus keine Auswirkungen auf das Ergebnis. Diese Einstellungen verwende ich deshalb, um das verwendete Objektiv zu kodieren. Im Moment habe ich vier manuelle Objektive. Immer wenn ich eines dieses Objektive verwende, stelle ich einen anderen Wert für die Farbsättigung ein:

  • 0 – smc Pentax-M 1:1.7 50mm
  • 1 – Agfa Color Coated 1:1.9 50mm
  • 2 – Exacta 1:3.5-4.8 35-70mm
  • 3 – Danubigon 1:4.0 80-200mm

Somit kann ich anhand der Sättigung erkennen, welches Objektiv ich verwendet habe. Steht dort beispielsweise eine 3, dann wurde das Danubigon 1:4.0 80-200mm verwendet – vorausgesetzt ich war so konsequent und habe mich an meine eigene Vereinbarung, die Sättgung einzustellen, gehalten. Kein Angst, die Werte muss man sich nicht alle merken – es wird später noch etwas komfortabler.

Die übrigen Einstellungen sind dann noch für kommende Objektive frei – also genug für weitere alte Schätzchen.

Für die Blende verwende ich die Stärke des Blitzes. Diese hat im manuellen Modus keine Auswirkungen. Obwohl der Blitz an der K10D funktioniert, wird immer im manuellen Modus die volle Leistung verwendet – unabhängig von der Einstellung. Neben der Stärke kann man im manuellen Modus noch “rote Augen” einstellen. Einzustellen ist der Blitz über die Taste Fn und Pfeil nach unten.

Dann kann über das hintere Rad die Stärke eingestellt werden. Die Blendenwerte werden dann wie folgt kodiert.

normal -2.0 f/1.4
normal -1.7 f/1.7
normal -1.3 f/2.0
normal -1.0 f/2.4
normal -0.7 f/2.8
normal -0.3 f/3.5
normal 0.0 f/4.0
normal +0.3 f/4.8
normal +0.7 f/5.6
normal +1.0 f/6.7
rote Augen -2.0 f/8.0
rote Augen -1.7 f/9.5
rote Augen -1.3 f/11
rote Augen -1.0 f/13
rote Augen -0.7 f/16
rote Augen -0.3 f/19
rote Augen 0.0 f/22
rote Augen +0.3 f/26
rote Augen +0.7 f/32
rote Augen +1.0 f/38

Nicht dass mich jemand falsch versteht – diese Werte werden nicht automatisch verwendet. Ich stelle sie jedesmal ein, wenn ich am Objektiv die Blende verändere. Sie sind so eine Art Notizzettel, auf dem ich mir in den EXIF-Daten die Blende und das Objektiv merke.

Es gibt noch einen weiteren Wert, der eingestellt werden muss, wenn das Objektiv gewechselt wird – die Brennweite. Bei Zoom-Objektiven muss man ihn sogar einstellen, wenn man am Zoom dreht. Hier hat Pentax jedoch schon einem Wert in den EXIF-Daten vorgesehen, den man einstellen kann – und auch sollte: Aufn. Menü – Fotos ohne Verwack. Dieser Wert wird von der Kameralogik verwendet, um den Bildstabilisator zu steuern. Wenn man ihn einstellt, steht er in den EXIF-Daten und der Bildstabilisator funktioniert korrekt.

 

Spickzettel

Es gibt also jede Menge an der Kamera einzustellen, damit die Werte, die man verwendet auch in den EXIF-Daten stehen. Aber wenn man manuelle Objektive verwendet, dann braucht man einfach Ruhe und Zeit – nicht nur zum Einstellen der EXIF-Werte – auch zum Fokusieren und richtigen Einstellen der Belichtung. Aber das ist ja letztendlich mit ein Sinn von manuellen Objektiven:- Entschleunigung und mehr Bewusstheit.

Eine andere Schwierigkeit besteht darin, sich die ganzen Werte zu merken. Wer jemals in der Schule war – oder wer sich daran noch erinnern kann – weiß wie man sich in solchen Fällen helfen kann: Spickzettel.

Unter der Kamera klebt bei mir ein Zettel mit der Tabelle der Zuordung Blitzeinstellung – Blendenwerte. Damit der Zettel lesbar ist und die Schrift nicht zu klein wird, habe ich die halben Blendenwerte weggelassen. Die kann man ja schnell errechnen, indem man 0.3 addiert oder subtrahiert.

Um mir die Einstellung für die Objektive zu merken, habe ich mir diese auf den vorderen Deckel des Objektivs geschrieben. Hier kann man gut mit Abkürzungen arbeiten – beispielsweise S+1 für Sättigung +1.

 

Automatische EXIF-Umsetzung

Nach all der Handarbeit gibt es nun doch ein wenig Komfort bei der Sache. Damit die Werte für Sättigung, Kontrast und Blitz nicht bei jedem Bild interpretiert werden müssen, habe ich ein kleines Script erstellt, dass die Daten ausliest und dann die EXIF Daten manipuliert. Die Blende lässt sich dabei wunderbar schreiben. Bei dem Objektiv gibt es jedoch Probleme, da diese als Dezimalwert in den EXIF-Daten kodiert sind. Es können also nur Objektive kodiert werden, die von Pentax für EXIF-Daten vorgesehen sind. Ich habe mich daher entschieden den Namen des Objektivs in die IPTC Daten zu schreiben. Diese können von den meisten Programmen angezeigt werden und man kann beliebige Texte rein schreiben.

Hier das Script, dass bei mir unter Ubuntu läuft und auch auf anderen Linuxen funktionieren sollte. Es verwendet das Tool exiv2 zum Auslesen und Manipulieren der EXIF-Daten. exiv2 und bash gibt es auch für Windows, so dass die Möglichkeit besteht, dass das Script auch mit kleineren Anpassungen dort läuft. Ansonsten besteht auch die Möglichkeit cmd.exe und/oder exiftool zu verwenden und das Script umzuschreiben.

Auf jeden Fall sollte man aber die Namen der Objektive anpassen, wenn man sich eine Kodierung für sein eigenen Objektive ausgedacht hat. Auch das Auslesen von Kontrast und Sättigung fehlt noch und kommt bei mir erst, wenn ich weitere Objektive besitze.

for file in $* ; do
    OLDIFS=$IFS
    IFS=

    for setting in $(exiv2 -Pxv -g Exif.Pentax.Saturation \
            -g Exif.Pentax.FlashExposureCompensation \
            -g Exif.Pentax.FlashInfo \
            -g Exif.Pentax.LensType \
            $file) ; do
            case $setting in
            "0x003f"*)
           LensType=$setting
               ;;
            "0x001f"*)
           Saturation=$setting
               ;;
            "0x0208"*)
           FlashInfo=$setting
               ;;
            "0x004d"*)
           FlashExposureCompensation=$setting
               ;;
            esac
    done
    IFS=$OLDIFS
        if [ "$LensType" != "0x003f  1 0 0"  ] ; then
       echo "$file: *** Keine Manuelle Linse ***"
       continue
    fi

    case $Saturation in
        "0x001f  5")
            LensName="NEU";;
            # -3
        "0x001f  0")
            LensName="NEU";;
            # -2
        "0x001f  3")
            LensName="NEU";;
            # -1
        "0x001f  1")
            LensName="smc Pentax-M 1:1.7 50mm";;
            #0
        "0x001f  4")
            LensName="Agfa Color Coated 1:1.9 50mm";;
            #+1
        "0x001f  2")
            LensName="Exacta 1:3.5-4.8 35-70mm";;
            #+2
        "0x001f  6")
            LensName="Danubigon 1:4.0 80-200mm";;
            #3
    esac


    case $FlashInfo in
        "0x0208  0 240"*)
        case $FlashExposureCompensation in
            "0x004d  -512"*)
            FNumber="14";;
            "0x004d  -435"*)
            FNumber="17";;
            "0x004d  -332"*)
            FNumber="20";;
            "0x004d  -256"*)
            FNumber="24";;
            "0x004d  -179"*)
            FNumber="28";;
            "0x004d  -76"*)
            FNumber="35";;
            "0x004d  0"*)
            FNumber="40";;
            "0x004d  76"*)
            FNumber="48";;
            "0x004d  179"*)
            FNumber="56";;
            "0x004d  256"*)
            FNumber="67";;
        esac
        ;;
        "0x0208  0 241"*)
        case $FlashExposureCompensation in
            "0x004d  -512"*)
            FNumber="80";;
            "0x004d  -435"*)
            FNumber="95";;
            "0x004d  -332"*)
            FNumber="110";;
            "0x004d  -256"*)
            FNumber="130";;
            "0x004d  -179"*)
            FNumber="160";;
            "0x004d  -76"*)
            FNumber="190";;
            "0x004d  0"*)
            FNumber="220";;
            "0x004d  76"*)
            FNumber="260";;
            "0x004d  179"*)
            FNumber="320";;
            "0x004d  256"*)
            FNumber="380";;
        esac
        ;;
    esac

    echo "$file: $LensName F$FNumber"
    exiv2 -M"set Exif.Photo.FNumber $FNumber/10" -M"set Iptc.Application2.Source $LensName" $file
done

Als Parameter bekommt das Script die Namen der Dateien die zu ändern sind. Ich starte das Script immer dann, wenn ich die Dateien von dem Datenträger auf die Festplatte übertragen habe. Nicht manuelle Objektive werden vom Script dabei übergangen.

Damit werden dann Blende und Objektiv in Bildbearbeitungsprogrammen – wie beispielsweise AfterShot Pro – angezeigt.

 

Anpassungen

Das hier vorgestellte Verfahren funktioniert nur für die Pentax K10D und für Linux. Es lässt sich jedoch auf andere Kameras und Betriebssysteme übertragen. Wer eine solche Adaption vorgenommen hat, der kann mir gerne eine Mail oder einen Link auf eine Beschreibung schicken, den ich hier eintragen werden.

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